
Am Samstag den 17. September 2016 ist der alljährlich seit 2008 stattfindende »Marsch für das Leben« in Berlin geplant. Organisiert wird er vom Bundesverband Lebensrecht (BVL). Dort treffen sich eine Mischung aus AFD-Klientel (zB. Beatrix von Storch, stellv. Bundesvorsitzende), reaktionär – fundamentalistischen Kirchengruppen und ‑vereinen (Kooperative Arbeit Leben ehrfürchtig bewahren – Kaleb e.V.), sogenannten »Pro Life«-Engagierten (zB. EuroProLife e. V.) und einigen anderen.
Das mag zum Teil harmlos anmuten, wer sich genauer mit entsprechenden Personen und Gruppen beschäftigt, erkennt unter anderem deren antiemanzipatorische, antifeministische, homo- und transphobe Einstellungen. Die Demonstrationsteilnehmenden teilen die Kernthese, dass der Erhalt der befruchteten Eizelle wichtiger ist als das Selbstbestimmungsrecht der schwangeren Person. Jede Handlung, die eine Schwangerschaft vorzeitig beendet, wird als Tötung angesehen. Die selbstbestimmte Entscheidung über den eigenen Körper wird Menschen, die schwanger werden können, verweigert.
In ihrer »Berliner Erklärung« stellen die Organisierenden sich vor allem gegen Abtreibung, deren gesetzliche Verankerung sowie die Möglichkeit für finanziell Schlechtergestellte staatliche Unterstützung zu beantragen, um einen Abbruch durchführen zu lassen. Schwangerschaftsabbrüche werden außerdem mit »Euthanasie«, der staatlich organisierten Massenvernichtung von als ›lebensunwert‹ definierten Menschen in der NS-Zeit gleichgesetzt. Dadurch verharmlosen die Organisierenden die Verbrechen im Nationalsozialismus. Diese Haltung legt in ihrem Kern ein stark reaktionäres Menschenbild offen.
Dieser Ansammlung von Unsympath*innen stellen sich jedes Jahr hunderte Menschen entgegen und versuchen sie mit kreativen, bunten Aktionen und Sitzblockaden an der Verbreitung ihrer menschenfeindlichen Positionen zu hindern.
Das Bündnis WHAT THE FUCK organisiert im Vorfeld des Marsches eine Demonstration unter dem Motto: »Euer Schweigen könnt ihr euch schenken! Lieber Feminismus feiern! Marsch für das Leben blockieren!«.
Bei einer Infoveranstaltung am Mittwoch, dem 17. August 2016 um 19 Uhr im Oldenburger Alhambra wird genauer auf die verschiedenen Akteur*innen und Hintergründe des Marsches sowie auf die Gegenproteste eingegangen werden. Auch eine gemeinsame Anreise nach Berlin und weitere Vorbereitungen gegen den Marsch sollen dort besprochen werden.