
70 Prozent der Griechen glauben nicht, dass sie ihre Steuern bezahlen können – so lautete eine Meldung aus dem Juni 2016, kurz nachdem das griechische Parlament auf Verlangen von EU, IWF und nicht zuletzt der Bundesregierung weitere Steuererhöhungen beschlossen hatte.
Private Not und Finanznot in allen öffentlichen Bereichen bestimmen den Alltag des südeuropäischen EU-Landes. Die öffentlichen Gesundheitsausgaben pro Einwohner sanken binnen fünf Jahren um ein Drittel. Aktuell sind faktisch 37 % aller Griechen ohne Krankenversicherung. Nach sieben Monaten erhalten arbeitslose Lohnabhängige keine Hilfen mehr, und die Zwangsversicherung vieler Selbständiger ist pleite. Sozialhilfe gibt es in Griechenland nicht. Zudem können sich viele Griechinnen und Griechen die Zuzahlung von 25 Prozent zu den Medikamenten nicht leisten. 30 Prozent der Lohnbezieher erhalten weniger als 5.000 € jährlich. 57 Prozent der Griechen hatten 2015 Probleme, die Wohnung ausreichend zu heizen oder die Familie adäquat zu ernähren. Die Selbstmordrate nahm im Juni 2011 um 36 Prozent zu – und ist seitdem nicht mehr gesunken.
Gegen Not, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit setzt das Netzwerk der griechischen ehrenamtlich betriebenen Sozialkliniken und Apotheken ein Zeichen der Solidarität. In einem Bericht über einen Besuch in der Sozialklinik Kalamata soll die Arbeit solch einer Klinik dargestellt und sollen die Bedingungen umrissen werden, unter denen diese solidarische Hilfe stattfindet.
Die Mitarbeiter_innen dieses Ambulatorums arbeiten ohne Bezahlung, meistens in Teilzeit zusätzlich zu ihrer regulären Beschäftigung in einem staatlichen Krankenhaus, um kostenlos die medizinische Versorgung von den Menschen in Messenien zu gewährleisten, die nicht sozialversichert sind, deren Versicherung pleite ist oder die die Medikamente nicht bezahlen können. Schließlich soll auf die Frage eingegangen werden, wie konkrete Solidarität in Oldenburg aussehen und welche Rolle sie in Kalamata spielen könnte.
Bericht über die ehrenamtliche Sozialklinik Kalamata/Griechenland
10. Juli 2016, 11 Uhr, Donnerschweer Straße 55 (ALSO)