Am Sonnabend, 28. Mai, veranstaltet die Künstlerin und Medienwissenschaftlerin Claudia Reiche ein Symposium zu (Post)feminismus und kapitalistischen Verkörperungen [1]. Von 10.30 bis 19.30 Uhr gibt es im Edith-Russ-Haus für Medienkunst in der Katharinenstraße 23 verschiedene deutsch- und englischsprachige Vorträge und Filme mit anschließenden Diskussionen.
Konzentrationsstörungen und reduzierte Leistungsfähigkeit einst motivierter, doch dauerhaft überlasteter Arbeitskräfte prägten den Begriff vom Burnout-Syndrom. Seit der Beschleunigung der Gesellschaft ist Burnout zur Metapher für rasenden Stillstand und Erschöpfung avanciert. Es läßt sich fragen: Gilt ähnliches derzeit für den Feminismus?
Der testweise Vergleich mit einem Zustand von Erschöpfung und Illusion gewinnt an Relevanz, als externer Gegnerschaft zum Feminismus eine interne Kritik korrespondiert, die insbesondere fragt, ob der westliche (Post-)Feminismus fehlgegangen sei, indem er sich falsch, nämlich neoliberal umsetzen ließ?
Statt dabei von feministischer Seite aus in depressiv gewendete Größenfantasie von Selbstkritik zu geraten, gilt es nachzufragen und Paradoxien der weiblichen Lagen zu artikulieren. Im Unterschied von Gleichstellungspolitik und Feminismus gibt es Raum für Analysen von feministischen und kapitalistischen Zuständen, um mit Konzepten aus Kunst und Medientheorien zu experimentieren.
Nach einer Einführung durch die Kuratorin folgt ein englischsprachiger Vortrag von Edit Molnár, Co-Direktorin des Edith-Russ-Haus unter dem Titel »Women at Work – Seduced Feminism«. Anschließend spricht Angela Koch, Professorin für Medienwissenschaft an der Kunstuniversität Linz über »Berufliche De|Formation: Geschlechterverhältnisse und sexuelle Arbeit«, gefolgt von dem Vortrag »On “Naked Life” and my artistic strategies of reinventing feminism today« der Berliner Künstlerin Tanja Ostojić. Weiter geht es mit dem Beitrag »Unter Frauen. Kunst und Pädagogik ohne Boden« von Dr. Rahel Puffert, derzeit Vertretungsprofessorin am Institut für Kunst und visuelle Kultur der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Am Nachmittag folgt dann der 11 minütige Film »Charming for the revolution« von Pauline Boudry und Renate Lorenz aus dem Jahr 2009. Den Endspurt leitet dann der Vortrag »Time Out Feminism, or: Do Cyborgs Dream of Circadian Clocks?« von Verena Kuni, Kunst‑, Medien- und Kulturwissenschaftlerin und Professorin für Visuelle Kultur an der Goethe-Universität Frankfurt am Main ein, bevor das Symposium mit dem Film »Kopfkino« (75 min, 2012) von der Norwegerin Lene Berg sein Ende findet.
Der Eintritt zum Symposium ist frei, eine Anmeldung nicht nötig. Es findet im Rahmen der internationalen Gruppenausstellung »Women at Work« (mit Werken von Olga Chernysheva, Im Heung-Soon, Wendelien van Oldenborgh und Anette Rose) statt, welche noch bis zum 24. Juli im Edith-Russ-Haus zu sehen ist. Die Ausstellung untersucht die Beziehung zwischen feministischen Ideen und der aktuellen Situation erwerbstätiger Frauen in unserer sich schnell wandelnden und globalisierten Gesellschaft.